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Humberto, Bruder von Daniel Ortega: „Es wird keinen Nachfolger für die Diktatur geben, nach Ortegas Tod muss es Wahlen geben“

Humberto, der Bruder von Daniel Ortega: „Seine diktatorische Macht hat keine Nachfolger, nach seinem Tod muss es Wahlen geben“ – Infobae 19. Mai 2024

In einem Exklusivinterview mit Infobae spricht der pensionierte General über das angespannte Familienverhältnis, bekräftigt, dass es Mitglieder des Regimes gibt, die ihn ermorden wollten, und dass, wenn die politischen Kräfte in Nicaragua nicht bald in Verhandlungen eintreten, „das Land in eine Katastrophe gerät“

Humberto Ortega, 77, ist der Bruder des nicaraguanischen Diktators Daniel Ortega, 78. Beide schlossen sich in ihrer Jugend der Guerilla gegen Somoza an und wurden später sandinistische Kommandeure. Beide führten das Regime an, das Nicaragua in den 80er Jahren regierte, Humberto als Chef der Armee und Daniel als Präsident.

1995 schied Umberto Ortega aus der Armee aus und man nimmt an, dass er ein Millionen Dollar Unternehmen leitet.

Zusammenfassung:

Umberto Ortega hat abweichende Meinungen zu seinem Bruder, stellt sich aber nicht grundsätzlich gegen die Regierung. Er ist mittlerweile schwer herzkrank. Trotz der öffentlichen Auseinandersetzungen hat Ortega ihn in seiner Residenz besucht und sie diskutieren die aktuelle Lage.

Umberto Ortega plädiert dafür, sowohl mit Rußland, als auch mit den USA und China positive Beziehungen zu pflegen. „Und die Entscheidung für eine tiefere Integration mit Russland oder China sollte nicht zu einem Konflikt mit den Vereinigten Staaten führen, einer Macht, mit der wir im Rahmen der geltenden Wirtschafts- und Handelsabkommen große Vorteile und Vorteile haben.“ Die USA wünscht keine Krieg und würde nur einen starken Gegenschlag organisieren, deshalb sollten die imperialen Provokationen unterbleiben.

Den Stillstand aus der Krise seit 2018 könne man nur überwinden, indem man sich mit den Parteien zusammensetze und versuche einen demokratischen Prozess anzustoßen. Man muss einer politischen Öffnung eine Chance geben, die zu einer wirklichen Lösung führt. Die derzeitige Regierung müsse Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten führen.

Demokratisches Handeln sei seit der Krise von 2018 durch die Auferlegung eines Polizeiregimes nicht erlaubt, was zu der autoritären, antidemokratischen Tendenz der derzeitigen Regierung führt. Es müsse ein Bewußtsein dafür entwickelt werden, wie gefährlich dieser Weg sei. Es könnten Gegenschläge der Großmächte kommen.

2018 unterschätzte das Regime die tiefe Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den zunehmend autoritären Methoden des Regimes. Der notwendige Sozialpakt zwischen Arbeit*innen, Privatunternehmen und Regierung wurde geschwächt.

Nach Monaten illegaler Barrikadenkämpfe wurden diese von Polizei, Militärs und Paramilitärs abgebaut. Es war ein Fehler, dass die Armee die Existenz der Paramilitärs zuließ.

Umberto Ortega sieht die Rolle der Armee für einen friedlichen Übergang zur Regierung von Dona Violeta positiv. Sandinistische Extremisten und Gegner hätten diesen Übergang sonst unmöglich gemacht. Unsere militärische Institution schwört mit dem Militärgesetzbuch Loyalität gegenüber dem Vaterland und nicht gegenüber irgendeiner parteiischen zivilen Kraft oder Regierung. Um die Armee neutral zu halten, wurde die militärische Hierarchie alle fünf Jahre auf der Basis von überparteilicher Professionalität ersetzt. Leider haben sich einige Kräfte aus der Armee und aus der bereits entwaffneten Konterrevolution wieder bewaffnet und sich in „recompas“, „recontras“ und „revueltos“ zusammengeschlossen und Städte wie Estelí angriffen. Da waren wir gezwungen, sie zu bekämpfen, Dutzende von ihnen zu töten. Erst im Jahr 2000 endete dieses Phänomen und tauchte in der Krise von 2018 kurzzeitig wieder auf.

Würden Sie sagen, dass Sie ein Gegner der Regierung Ihres Bruders sind?

Ich bin weder für noch gegen die Regierung von Präsident Daniel Ortega, noch gegen oder für die Oppositionskräfte, meine Ideale sind ein demokratisches und friedliches Nicaragua. Ich will meinem Heimatland helfen, aus der tiefen politischen Krise herauszukommen, die uns überwältigt.

Im Kampf gegen Somoza habe es geholfen, den politischen Pluralismus, die gemischte Wirtschaft und die internationale Blockfreiheit zu fördern. Das habe den Triumph der Revolution und ihrer wertvollsten Frucht gesichert: die neue Demokratie, die sich heute in einer schweren Stagnation befindet.

-Daniel Ortega ist 78 Jahre alt. Könnte sein Tod ein Machtvakuum in Nicaragua schaffen oder sehen Sie, dass die dynastische Nachfolge aktiviert wird?

Die autoritäre, diktatorische Art von Macht, die stark von der Figur eines Führers abhängt, der die Präsidentschaft ausübt, kann ohne diesen Führer kaum eine Kontinuität sichern. Das Spiel hat derzeit keinen Ersatz.  Niemand aus der „Machtgruppe“ könnte die Rolle übernehmen.

Auch nicht Rosario Murillo. Nicht einmal Somoza war in der Lage, seinen Sohn zu etablieren. Mit Daniels Abwesenheit wäre es sehr zerbrechlich, alles aufrechtzuerhalten, was er bisher mit großer Anstrengung und mit enormer Komplexität aufrechterhalten konnte.