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Factsheet: Für eine klimaschonende Agrarpolitik

                                                                                        

GEGEN EINE AGRARPOLITIK, DIE ÜBER LEICHEN GEHT

Solidarität im Klimawandel = Klimagerechtigkeit!

Wie werden wir alle satt?
Bald werden wir 10 Milliarden Menschen sein. Die Frage stellt sich immer dringender: Wie werden wir alle satt? Welche Aufgabe fällt dabei der Landwirtschaft in einer Gesellschaft zu? Zweifellos soll sie erst einmal die Ernährung der Bevölkerung sichern. Sie bietet ferner einem Teil der Menschen ein Einkommen. Über die Erlöse aus dem Export von Agrarerzeugnissen können außerdem Handelsgüter aus dem Ausland erworben werden. Von großer Bedeutung ist aber auch das Wie der landwirtschaftlichen Produktion: In wessen Händen liegt das Land? Wird auf nachhaltige Weise produziert? Ist die Produktion ertragreich genug?

Kleinbäuerliche Landwirtschaft: Weder rückständig noch konservativ

Wie sich Landwirtschaft ausprägt, ist stets das Ergebnis historischer Entwicklungen und politischer Entscheidungen. Die Forderung nach „Land und Freiheit“ war und ist Kern unzähliger sozialer Kämpfe. In Mittelamerika war die Landwirtschaft stets das am schärfsten umkämpfte Terrain. Kleinbäuerliche und Landarbeiter*innenfamilien gehörten zu den am stärksten unterdrückten Bevölkerungsgruppen. Sie standen im Zentrum der Revolutionen. An den Veränderungen für die kleinbäuerlichen Familien wurde entsprechend auch der Erfolg politischer Entwicklungen gemessen.

2,6 Milliarden Menschen, fast 40% der Weltbevölkerung, leben von der Landwirtschaft, knapp die Hälfte der Menschheit lebt auf dem Lande. Kleinbäuerliche Familien produzieren den größten Teil aller Lebensmittel (in Asien und Afrika rund 80%) und bewirtschaften etwa 60% der weltweiten Ackerflächen, häufig schlechtere, nicht bewässerte Böden. In unserer Solidaritätsarbeit mit Partner*innenorganisationen und sozialen Bewegungen in Mittelamerika unterstützen wir die kleinbäuerliche Landwirtschaft von Kooperativen und Subsistenzproduzent*innen.

Das Leitmodell der Klein- und Mittelbäuer*innen Nicaraguas sowie der Kooperativen ist eine kleinbäuerliche Landwirtschaft, die auf nachhaltige Weise vor allem Nahrung für die lokale Bevölkerung produzieren soll. Selbstversorgung, lokaler und regionaler Handel sollen Vorrang vor Exporten und Welthandel haben. Zur Begründung wird auf den Umstand verwiesen, dass Hunger und Unterernährung hauptsächlich die Landbevölkerung treffen. In Kuba gewinnt die kleinbäuerliche Landwirtschaft im Zuge der Reduzierung der großen Staatsbetriebe und dem Ausbau ökologischer Anbaumethoden an Bedeutung und hat in kleinbäuerlichen Verbänden bedeutende Interessenvertretungen.

Diese Perspektive deckt sich mit den Empfehlungen internationaler Organisationen, die im Konzept der Ernährungssouveränität einen entscheidenden Beitrag zum Schutz des Weltklimas sehen und starke Argumente für deren Ausbau vortragen.

Agroindustrie ist das Problem – nicht die Lösung

Den Gegenpol bilden industrialisierte Monokulturen: Mit der industrialisierten Landwirtschaft werden zwar die Erträge gesteigert, gleichzeitig aber mit immensem Ressourceneinsatz, an Düngemitteln, Saatgut, Pestiziden, Herbiziden und Gentechnik. Zudem wächst der Flächenverbrauch extrem, die Qualität der globalen Böden sinkt dramatisch, während die zu ernährende Weltbevölkerung steigt. In den letzten 30 Jahren sind global 33% des Weidelands, 25% der Ackerflächen und 23% der Wälder signifikant degradiert. Das macht rund 30% der globalen Landfläche aus, von der 3,2 Mrd Menschen abhängig sind. Schon jetzt koste die Bodendegradation der Menschheit  jährlich etwa 300 Mrd. Euro (40-50 € pro Kopf). Es braucht Anreize für bodenschonende Methoden. Schäden entstehen in Europa, Amerika und Asien durch Agroindustrie, Dünger und Pestizide, Monokulturen und schwere Geräte.

Die globale Ernährungsfrage lässt sich nicht durch Produktionssteigerungen und Exportorientierung lösen. Riesige Agrarfabriken beschleunigen das Höfesterben, Gentechnik macht Bauern abhängig von Saatgutriesen und Megaställe bedeuten Klimawandel und Futtermittelimporte. Durch die agroindustrielle Landwirtschaft und die Intensivtierhaltung und bedingt durch unseren Lebens- und Konsumstil  und den Import von Futtermitteln und Agrosprit verbrauchen wir 3,7 mal soviel Fläche wie sich in NRW für die landwirtschaftliche Nutzung eignet. So  tragen die westlichen Staaten zum Anstieg des Hungers bei – mit Kriegen oder mit der wirtschaftlichen Ausplünderung ärmerer Länder etwa durch Landraub („land grabbing“) oder Dumpingexporte. Folge ist die Bedrohung des Nahrungsmittelanbaus durch Kleinbauern, die in Lateinamerika von ihren Ländereien vertrieben werden. Wir brauchen Flurbereicherung statt Flurbereinigung und kleinere Einheiten die sich besser vernetzen: Die höchste Produktivität liegt im Kleinen.

Hunger durch Landraub

Hunger verursachen allerlei Praktiken westlicher Unternehmen. So haben deutsche Großschlachtereien mit Dumpingexporten von Geflügel und Geflügelteilen die einheimische Hühnerfleischproduktion in mehreren Ländern Westafrikas schwer geschädigt und Zehntausende in Arbeitslosigkeit, Armut und Hunger getrieben. Fischfangflotten der EU haben die Gewässer vor der westafrikanischen Küste lange Zeit so leergefischt, dass dies zahlreiche einheimische Fischer ruinierte – ebenfalls mit schädlichen Auswirkungen auf ihre Ernährungssituation. Dasselbe trifft auf Landraub („land grabbing“) in Entwicklungsländern zu, an dem sich auch deutsche Investoren beteiligen – teils mit Unterstützung der deutschen Entwicklungshilfe. In Sambia werden Kleinbauern, traditionell das „Rückgrat des sambischen Ernährungssystems“, immer häufiger entschädigungslos von ihrem Land vertrieben, um „industriellen Megafarmen“ Platz zu machen; dabei spielten insbesondere deutsche Investoren eine „problematische Rolle“. Die vertriebenen oder umgesiedelten Kleinbauern hätten mit mangelhaften Böden oder schlechten Bewässerungsmöglichkeiten zu kämpfen; das verschlechtere die Ernährungslage stark. Nachfolgend Beispiele aus Mittelamerika.

Agrosprit und seine Auswirkungen in Nicaragua und anderswo

In Deutschland müssen nach der “Bio-”spritverordnung bis 2020 schrittweise 12 Prozent des Treibstoffs aus Agrosprit beigemischt werden. Die Quoten für Agrotreibstoffe, z.B. aus Zucker, Raps oder Mais produziert, sollen dem Klimaschutz dienen. Allerdings fallen durch den Anbau der Pflanzen gleichzeitig Flächen für Nahrungsmittel weg. Der Anstieg der Produktion von Zuckerrohr und Palmöl aufgrund der erhöhten Nachfrage nach Agrosprit  hat in Zentralamerika fatale Folgen. Der Anbau schädigt sowohl die Umwelt als auch die Gesundheit der Menschen. Um große Flächen Zuckerrohr anbauen zu können, kaufen Großkonzerne immer mehr Land und entziehen den Kleinbäuer*innen somit die Subsistenzgrundlage. In Nicaragua hat die drastische Erhöhung der Produktion von Bioethanol auf Zuckerrohrplantagen zu einem Anstieg des Pestizideinsatzes und vermehrten Auftreten von Niereninsuffizienz mit Todesfolge geführt.

Agrosprit – ergo Treibstoff aus Pflanzen oder organischen Abfällen – galt lange Zeit als Hoffnungsträger der Energiewende. Mit zunehmender Kritik von Umweltverbänden und Menschenrechtsorganisationen kamen zunehmend Zweifel an der tatsächlichen „Nachhaltigkeit“ der Nutzung von Energiepflanzen auf. Kritisiert wird insbesondere, dass die gesteigerte Nachfrage in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion gerät und damit die Lebensmittelpreise in die Höhe treibt. Außerdem ist die Klimabilanz sogar im Vergleich zu fossilen Energieträgern in bestimmten Fällen negativ: etwa wenn direkt oder indirekt für den Anbau von Energiepflanzen Regenwälder gerodet oder Sümpfe trockengelegt werden. Als fatale Folge von Monokulturen, wie der ansteigende Zuckerrohranbau in Zentralamerika, sind Landgrabbing (der Kauf von Ländereien durch Großkonzerne) und der damit verbundene Verlust der Subsistenzgrundlage für die Kleinbäuer_innen zu nennen. Hinzu kommen ökologische Schäden durch degradierte und vergiftete Böden sowie gesundheitliche Gefährdungen der Arbeiter_innen durch den Einsatz von Pestiziden in den gigantischen Monokulturen.

 Mit dem Abschluß des Freihandelsabkommens (dem ADA – Assoziierungsabkommen zwischen der Europäischen Union und Zentralamerika) steigt die Exportquote für Agrarprodukte wie Palmöl oder Ethanol aus Zuckerrohr in Richtung EU weiter, da diese Produkte nach der Ratifizierung des Abkommens zollfrei importiert werden können. Unter anderem im Hinblick auf diese Entwicklung warnen zahlreiche Nichtregierungsorganisationen in einer Stellungnahme, das ADA werde „negative Auswirkungen auf die menschenrechtliche Situation vieler bereits gefährdeter Gruppen haben, wichtige Initiativen für eigenständige, nachhaltige Entwicklung in Zentralamerika behindern und bereits existierende soziale Konflikte verschärfen.“ Die Zuckerrohrproduktion in Nicaragua teilen sich de facto zwei große Unternehmen: das Familienunternehmen Pellas und die Unternehmensgruppe Pantaleón aus Guatemala. In Nicaragua wird neben Zuckerrohr auch noch Palmöl für Bio-Ethanol produziert.  An der nicaraguanischen Pazifikküste ist die Zuckerrohrindustrie mit 35.000 Arbeiter_innen die wichtigste Arbeitgeberin. Zuckerrohr hat inzwischen ein Exportvolumen von 80 Millionen US-Dollar – Tendenz steigend. Innerhalb eines Jahres stieg die Produktion um 18% und damit auf über 6 Mio. Tonnen Zuckerrohr. Die Expansion des Anbaus und die dafür erforderlichen Bewässerungssysteme wurden über die Deutsche Entwicklungsgesellschaft der KfW-Bankengruppe auch mit Darlehen aus Deutschland gefördert. [s. http://www.presseportal.de/pm/6681/836237/deg-finanziert-zuckerproduzenten-in-nicaragua-mit sowie dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/084/1708437.pdf]

Kuba und Nicaragua – Ähnlichkeiten und Unterschiede

Die Ausgangsbedingungen in Kuba und Nicaragua sind vergleichbar: in beiden Ländern hat eine erfolgreiche Revolution stattgefunden, die Diktatoren wurden 1959 (Batista in Kuba) bzw. 1979 (Somoza in Nicaragua) gestürzt. In beiden Ländern wurden die Banken, Energieversorgung und Schlüsselsektoren wie die Agrarindustrie (Zuckerindustrie in Kuba, Baumwolle, Kaffee, Zucker in Nicaragua) verstaatlicht. Die Lebensmittelversorgung sowie das Bildungs- und Gesundheitswesen wurden stark ausgebaut, aber auch die bäuerlichen Produzent*innen durch Kredite, garantierte Abnahmepreise, Beratung und gute Infrastruktur unterstützt. Schnell springen aber auch die Verschiedenheiten ins Auge: Aus Nicaragua ist ein kapitalistisches, in den Weltmarkt eingebundenes Land geworden; die ehemaligen Staatsbetriebe sind wieder privatisiert und agieren am kapitalistischen Markt. Das Land ist wieder zur Ware geworden. Ausländische Investoren sind gern gesehen. Auch in der Agrarreform verteiltes kleinbäuerliches und Kooperativenland wird wieder verkauft. Nicaragua hat in den letzten Jahren seine Nahrungsmittelproduktion deutlich gesteigert. Die Eigenversorgung der Bevölkerung erreicht im zentralamerikanischen Vergleich den höchsten Grad, Nahrungsmittel werden nach Zentralamerika und Venezuela exportiert. Dafür sorgen sowohl die Förderung privater kleinbäuerlicher Familien als auch die Produktion der Agrarindustrie.

Kuba ist ein sozialistisches Land mit einer stärkeren Industrialisierung, z.B. der staatlichen zuckerverarbeitenden Industrie, die als koloniales Produkt entstanden ist, in die Nachkriegsarbeitsteilung des COMECON[1] eingebunden war und jetzt auf der Suche nach Absatzmärkten ist. Kuba braucht Devisen, um die Lebensmittelimporte (70% der Nahrungsmittel) bezahlen zu können.

Ein Vergleich der staatlichen Agrarpolitik beider Länder und der Situation der Landwirtschaft bleibt aber trotzdem lohnenswert und ein Austausch angebracht, denn: In Kuba hat die Regierung seit der Auflösung des sozialistischen Staatenblocks erkannt, dass die Bevölkerung durch Staatsbetriebe alleine nicht mehr ernährt werden kann. Deshalb erhalten Kooperativen und Kleinbäuer*innen neue Möglichkeiten des Produzierens, der Mangel an importierten Maschinen, Pestiziden und Erdölprodukten wird aufgrund der Handelsblockade durch eine agrarökologische Landwirtschaft ausgeglichen und die kubanische kleinbäuerliche Organisation ANAP macht sich die Forderung nach Ernährungssouveränität zu eigen.

Hier entstehen neue, nicht-kapitalistische Akteur*innen mit Nutzungsrechten ohne verkaufbare Eigentumstitel und mit regulierten Vertriebsstrukturen. Auch in Nicaragua betreiben diese Akteursgruppen, die Kooperativen und bäuerlichen Vereinigungen, eine nachhaltige Landwirtschaft, widersetzen sich dem landgrabbing und fordern vom Staat die Unterstützung dafür. Indem sie eine solidarische Ökonomie entwickeln wollen, verteidigen sie nur die in den Jahren der Revolution gewonnenen Rechte und ihre Würde als Produzent*innen. Ihr Konzept der Ernährungssouveränität beinhaltet Landreformen, die Achtung der Rechte der Bäuer*innen und Landarbeiter*innen sowie das Menschenrecht auf Nahrung, die Ablehnung des Einsatzes von Gentechnik in der Landwirtschaft, den Schutz von Kleinbäuer*innen vor billigen Importen und soziale Gerechtigkeit.

Gleichzeitig sind Agrarexporte für die Nationalökonomien beider Länder von großer Bedeutung. Wie lässt sich die Forderung der Kleinbäuer*innen nach Ernährungssouveränität mit der Notwendigkeit der Devisenbeschaffung vereinbaren? Sind den ökologischen und Klimaschutz-Ambitionen einer Gesellschaft Grenzen gesetzt, wenn dies zu Lasten der Versorgung der Bevölkerung geht?

Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen Kuba und Nicaragua ist, dass beide Länder in besonderem Maße vom Klimawandel betroffen sind. Hurrikans, Dürren und extreme Wetterereignisse bedeuten immer größere Herausforderungen für Landwirt*innen und Politik.

Ernährungssouveränität

Wie aus dem offiziellen Welthungerindex vom 16. Oktober 2021 hervorgeht, ist die Zahl der Menschen, die hungern müssen, von annähernd 650 Millionen im Jahr 2019 auf 811 Millionen Ende 2020 gestiegen. Zwei Drittel der hungernden Menschen der Welt leben in ländlichen Regionen, die jedoch von der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit und internationalen Institutionen wie der Weltbank kaum berücksichtigt werden. Dennoch wird weltweit die meiste Nahrung von rund einer Milliarde Kleinbäuer*innen, Kleinfischer*innen sowie Viehhirt*innen produziert. Daher muss jedes Konzept zur nachhaltigen Sicherung der Welternährung besonderes Augenmerk auf diese Kleinproduzent*innen richten.

Ernährungssouveränität bezeichnet nach dem Verständnis ihrer Befürworter*innen das Recht aller Gesellschaften Bevölkerungsgruppen, Länder und Ländergruppen, ihre Landwirtschafts- und Ernährungspolitik selbst zu definieren. Der Begriff wurde anlässlich der Welternährungskonferenz 1996 vom weltweit agierenden kleinbäuerlichen Bewegungsnetzwerk Via Campesina geprägt. Es handelt sich nicht um einen wissenschaftlichen Fachbegriff, sondern um ein politisches Konzept. Beides ist jedoch heftig umstritten.

Das Ende des industriellen Produktivismus: für eine klimaschonende Agrarpolitik!

Ein Paradigmenwechsel ist nötig: Kleinbäuerliche, arbeitsintensivere und auf Vielfalt ausgerichtete Strukturen sind die Garanten und Hoffnungsträger einer sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltigen Lebensmittelversorgung durch hinlänglich widerstandsfähige Anbau- und Verteilsysteme. Produktivitätssteigerungen sind durch Forschung zu lokal-angepasster Technologie ohne Probleme möglich.

Nach Aussage von Via Campesina ist die industrielle Landwirtschaft der größte Verursacher der globalen Erwärmung und des Klimawandels – als Gründe werden genannt:

1. der weltweite Transport von Lebensmitteln

2. die aufgezwungenen industriellen Produktionsweisen (Mechanisierung, Intensivierung, Agrochemie, Monokulturen usw.)

3. die Zerstörung der Biodiversität, wodurch nur noch in verringertem Umfang CO2 gebunden werden kann

4. die Verwandlung von Wald, Weiden und kultiviertem Land in Industriekomplexe, Infrastrukturprojekte, Einkaufszentren und Tourismusressorts

5. die Transformation der Landwirtschaft von einem Energieerzeuger zu einem Energieverbraucher

Die Internationale Kommission zum Klimawandel IPCC[2] sieht das ähnlich: Die Landwirtschaft ist unmittelbar für 31 % des weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich, plus 9% mittelbar durch Nahrungszubereitung und Entsorgung. Kleinproduzent*innen können durch ihre Arbeitsweise das zu erwartende Ausmaß des Klimawandels verringern:

1. Wenn sie die Verluste an Humuserde durch organischen Anbau zurückbilden, können sie die Bodenfruchbarkeit verbessern und 30% der gegenwärtigen CO2-Steigerungen binden.

2. Wenn sie die Konzentration der Tierfleischproduktion zugunsten einer Diversifizierung in Kombination mit Pflanzenanbau zurücknehmen, kann die Transportkette verringert, Kühlhäuser vermieden und die Methanproduktion von Kühen, Schafen und Ziegen durch natürlichere Ernährung abgebaut werden. 5-9% der globalen Emissionen können vermieden werden.

3. Wenn die Lebensmittel auf lokalen Märkten verkauft werden und die Bevölkerung Zugang zu frischen Nahrungsmitteln hat, können Verpackung, Kühlkette und Transport abgebaut werden. 10-12% der globalen Emissionen können vermieden werden.

4. Wenn landgrabbing und Entwaldung durch diversifizierten Anbau in forstökologischen Strukturen, durch den Nutzungsstop von Pflanzen für andere Zwecke als für Lebensmittel und durch dezentrale Formen der Energieerzeugung gestoppt werden, können 15-18% der globalen Emissionen (können) vermieden werden.

Was das Infobüro anbietet:

Rum oder Gemüse? Der Film beschäftigt sich mit der Landwirtschaft als einem der wichtigsten Wirtschaftsbereiche Mittelamerikas, mit dem Bemühen um Ernährungssouveränität bzw. globaler Exportorientierung und der Rolle der Bäuer*innen und Landarbeiter*innen. DVD 53 min. produziert in HD, Autor*innen: Franziska Stern, Klaus Heß, Ulla Sparrer

Kamera, Sprecher, Schnitt und Produktion: Lothar Jessen

Co-Produktion: Informationsbüro Nicaragua e.V.

Die Filmdokumentation entstand im Kontext einer solidarischen agrarpolitischen Recherchereise einer dreizehnköpfigen Gruppe nach Kuba und Nicaragua, die vom Informationsbüro Nicaragua organisiert wurde.

Monokulturen in Mittelamerika (21min). Der Film schildert die Auswirkungen von agroindustriellen Monokulturen in Mittelamerika, am Beispiel der Zuckerproduktion in Nicaragua und El Salvador. In Interviews werden besonders die gesundheitlichen Erkrankungen der Kleinbauern und Plantagenarbeiter durch den übermäßigen Pestizideinsatz wie Niereninsuffizienz und die schädlichen Auswirkungen auf die Ernährungssouveränität deutlich. https://youtu.be/omFcCuGVuuk

Wir haben vieles interessantes Hintergrund-Material auf unserer Aktions-Seite Agrarpolitik. https://infobuero-nicaragua.org/2020/11/tank-und-tellerrand

Videos, Interviews und fact sheet zu Freihandel und Konzernaktivitäten in Mittelamerika; Ergebnisse eines Seminar in San Salvador https://www.infobuero-nicaragua.org/freihandel-in-zentralamerika-tagungsbericht-und-interview/


[1]    COMECON: ehemalige Wirtschaftsgemeinschaft des sozialistischen Ostblocks

[2]    IPCC: engl.: Intergovernmental Panel on Climate Change – www.ipcc.ch