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Besuch beim Projekt für Campesinofamilien in Costa Rica.

Barbara Lucas konnte Mitte April 2023 im Rahmen eines Dokumentarfilmprojekts Doña Francisca Ramirez in ihrem Projekt für Campesinofamilien im Exil in Costa Rica besuchen. Hier ihre Eindrücke.

Im Norden Costa Ricas nahe der Grenze zu Nicaragua schlängeln sich gut befahrbare Feldwege durch das flache Gelände bis zum Projekt der geflüchteten Campesinofamilien. Am Abend vorher hatten wir am Rio San Juan gedreht, ein friedlicher Fluss, der nicht überall wirklich bewacht wird, sodass es viele Menschen gibt, die in die eine oder andere Richtung den Fluss überqueren, der die Grenze bildet zwischen Nicaragua und Costa Rica. Die Gegend ist fruchtbar. Wir waren kilometerweit durch Ananasplantagen gefahren an Orte, wo vor einigen Jahren noch Urwald war. Es war zu sehen Produktion für den Export, daneben dann wieder verstreute Holzhäuser mit kleinen Parzellen für die Selbstversorgung.

Wir wurden sehr herzlich von Doña Francisca empfangen. Es gab sogar ein vorbereitetes Frühstück für uns mit Produkten, die im Projekt selbst hergestellt bzw. angebaut werden: selbstangebaute gekochte kleine rote Bohnen (sehr köstlich), natürlich mit Reis, dazu nicht nur weißer geräucherter Käse sondern auch ein Käse, den man Quesillo nennt und der eher typisch für Nicaragua ist als für Costa Rica, wie mir Doña Chica berichtet. Aber erstmal möchte das Filmteam das Projekt sehen und wir werden herumgeführt.

Überall wachsen halbhohe Bäume, dazwischen laufen Hühner und Truthähne herum, auch viele Küken. Das Projekt versorgt sich inzwischen selbst mit Eiern und Hühnerfleisch. Ausserdem seit einigen Jahren auch mit Milch, aber gerade erst wird ein spezieller Melkstall gebaut, der bestimmten Normen entsprechen muß, damit die Milch und der Käse auch außerhalb verkauft werden können. Das wäre ein wichtiger Schritt über die Selbstversorgung hinaus.

Um SPENDEN wird gebeten

Von Dona Chica im Februar 2024

Hallo Barbara, was für eine Freude, diese Nachricht zu sehen. Wir haben Fortschritte bei den Häusern gemacht. Ich schicke Dir Fotos. Bei den Häusern für die ersten ersten 13 Familien, den größeren Häusern haben wir es bereits die Wände, das Dach und die Ziegel fertiggestellt. Jetzt ist die nächste Priorität die Abwassergrube und die Strom- und Wasserversorgung. Das Wasser kostet 300 Dollar und der Strom 500 Dollar. Wir geben für jedes Haus etwa 200 Dollar aus, um das elektrische System zu installieren, d.h. die Kabel zu verlegen und etwa 100 Dollar für die Wasserrohre. Das sind die nächsten Schritte. Barbara, und ich bin froh, dass ihr uns im Auge behaltet. Ich sende Euch eine herzliche Umarmung.

Und dann natürlich die Schweine. Ich liebe sie sofort, sie erinnern mich frühere Ferien auf dem Bauernhof bei meiner Großtante Käthe am Niederrhein, wo ich wochenlang kleine quiekende Schweine gefüttert und gestreichelt habe.

Das Projekt scheint überlebensfähig zu sein, was sein ursprüngliches Ziel war, auch wenn anfangs die Hoffnung war, schnell nach Nicaragua zurückzukehren, was sich als unrealistisch erwiesen hat. Viele hatten Erwartungen mit den Wahlen von 2021 verbunden.

Es gibt eine große Lagerhalle, wo Säcke mit Bohnen und Mais gelagert werden…… und die Transparente für die Demonstrationen und Events der Nica-Community, an denen die Campesinxs teilnehmen, zuletzt mit einem Transparent für die Freilassung von Monseñor Alvarez, dem inhaftierten Bischof von Matagalpa, und den verbleibenden 36 politischen Gefangenen.

Nun ist die Perspektive eher mittelfristig und das lenkt das Augenmerk auf die doch sehr ärmlichen Wohnverhältnisse, die zunächst für eine kurzfristige Unterbringung gedacht waren, aber jetzt unhaltbar werden. Inzwischen sind 4-5 Jahre vergangen, Kinder sind geboren worden, die immer noch in Räumen leben, die nur durch eine Stoffbahn vom nächsten „Zimmer“ getrennt sind. Es gibt keinerlei Privatsphäre und kaum sanitäre Anlagen, die ohnehin von allen Familien gemeinsam genutzt werden.

Deshalb wurde mit Spendengeldern ein Grundstück oberhalb des bisherigen Geländes gekauft, auf dem nun kleine Privatparzellen für 24 Häuser für 24 Familien (insgesamt 98 Personen) abgeteilt werden sollen, auf denen die Familien ihre eigenen Häuschen/Hütten bauen werden. Daneben soll noch ein überdachter Gemeinschaftsraum entstehen sowie ein Aussengelände für die Kinder. Auch sollen diese Parzellen insgesamt eigene neue sanitäre Anlagen bekommen.

Besonderer Wert wird darauf gelegt, daß auch alleinerziehende Frauen ihre Parzelle erhalten werden und darauf ihr eigenes Häuschen bauen können, aus eigener Anstrengung und immer mit Unterstützung der Gemeinschaftsarbeit der ganzen Gruppe. Die Arbeit wird entsprechend der Fähigkeiten verteilt und aufgeteilt und ein großes Augenmerk liegt auf  solidarischer Gemeinschaftsarbeit.

So wird mit diesem Projekt für menschenwürdiges Wohnen auch eine neue Phase der kollektiven Planung, Organisationsentwicklung, kollektiver Entscheidungsfindung und gemeinschaftlichen Bauens eingeleitet. Einige Arbeiten werden natürlich von Handwerker*innen vor Ort ausgeführt werden müssen. Die Arbeiten sollen möglichst in diesem Frühjahr begonnen werden und innerhalb von 3-4 Monaten abgeschlossen sein. Diese zukünftige verbesserte Wohnsituation wird natürlich auch ein wesentlicher Beitrag zur Stabilisierung der Menschen im Exil darstellen.

Für die Materialien wird um Spenden gebeten.

Kurz bevor wir aufbrechen, kommen die Kinder aus der Schule. Einige der älteren Kids erzählen, wie schwer die Flucht und der Neuanfang im Exil war. Sie berichten von Diskriminierungen und wie schwer es war, mit kleinen und großen Gesten die Herzen der Mitschüler*innen zu gewinnen. Aber jetzt scheinen sie angekommen zu sein. Und ihr Blick ist nicht mehr immer nur nach Nicaragua gerichtet sondern auch auf ihr jetziges Leben an diesem Ort und im jetzigen Moment.