Mit den Spenden, die wir im Dezember 2021 und Januar 2022 für unseren Antirepressionsfond bekommen haben, beteiligen wir uns an der europäischen Kampagne „Nicaragua libre sin presxs politicos“ (Freies Nicaragua ohne politische Gefangene), die wie schon in vorherigen Jahren vom 20.12. bis 10.1. durchgeführt wurde, um Spenden für etwa 90 politische Gefangene und ihre Angehörigen zu sammeln. In diesem Jahr waren Gruppen aus Holland, Belgien, Frankreich, England und Deutschland beteiligt. ( siehe https://nicaragualibresinpresxspoliticxs.wordpress.com)
Insgesamt kamen im Rahmen dieser Kampagne 5210.-Euro zusammen, die nun über die Angehörigen-Organisationen Comité Pro Liberación de Presas y Presos Políticos (CPLPP) und Asociación de Familiares de Presos Políticos (AFPP) verteilt werden.
Alle eingenommen Spenden werden nur an bedürftige Gefangene und ihre Familien weitergeleitet. Da wir oft gefragt worden sind, warum diese Hilfe benötigt wird, wollen wir hier noch einmal kurz die Situation der Gefangenen und ihrer Familien schildern.
Wenn Gefangene nicht gar in Isolationshaft sitzen, dürfen sie nur von den Anwälten und direkten Familienangehörigen besucht werden. Da das Essen in den Gefängnissen vollkommen unzureichend ist, müssen die Familien für die Versorgung aufkommen. Nur ein Familienangehöriger pro Gefangener ist berechtigt, diese Unterhaltspakete abzugeben. Politische Gefangene werden zudem isoliert und sind von Veranstaltungen ausgeschlossen, die von Nichtregierungsorganisationen für „normale“ Gefangene organisiert werden. Die Besuche sind also oft der einzige Kontakt zur Außenwelt.
Der Staat stellt weder ausreichende Ernährung, noch Hygienemittel noch eine ausreichende Gesundheitsversorgung zur Verfügung. Das Gefängnissystem ist überfüllt und katastrophal, umso mehr für die politischen Gefangenen, das ist gewollt und soll nicht nur die Gefangenen sondern auch ihre Familien zermürben. In den Hochsicherheitsgefängnissen wie dem „Chipote“ müssen Familien täglich ihre Lebensmittelpakete abgeben.
Das bedeutet für Familien einen enormen finanziellen Aufwand für Transport (oft ja aus abgelegenen Regionen) und die Überlebensmittel. Dass die Gefangenen vor allem in Managua untergebracht sind, ist mit Sicherheit auch Teil der Zermürbungsstratgie. Dabei unterstützen wir diese Familien.
Im Rahmen der letzten Kampagne wurden zudem Portraits von folgenden Gefangenen erstellt (auch in Deutsch): Nilson Membreño, Jaime Navarrete, Karla Escobar, Tamara Davila, Edwin Hernández Figueroa, Maycol Arce, Norlan Cárdenás, Hugo Torres, Uriel Pérez, los hermanos Ángel Sebastián, Richard de Jesús und Adrián Alexander Martínez Arana, Oliver und Dorling Montenegro, Medardo Mairena, Pedro Mena und Freddy Navas, Wilfredo Brenes, Wilber Antonio Prado Gutierrez, Bryan Kessler Alemán, Lesther Alemán und Max Jerez, Victor Manuel Diáz Pérez, Richard Saavedra, John Christopher Cerna Zuñiga, Felix Maradiaga, Kevon Solis und Carlos Bonilla.
Diese Portraits wurden auf Spanisch bereits auf der Facebook Seite von SOS Nicaragua Europa veröffentlicht, auf Deutsch werden wir sie nach und nach veröffentlichen.
Wir möchten noch einmal darauf hinweisen, dass die Spenden nur an die bedürftigen Familien gehen, auch wenn im Rahmen der Kampagne auch „prominente“ Gefangene portraitiert wurden, die aber keine Spendenmittel erhalten werden.