Das diktatorische Regime hat Journalismus in Nicaragua unmöglich gemacht. Unabhängige Medien versuchen aus dem Exil weiterzuberichten.
von Carlos Fernando Chamorro – TAZ 3.5.2023
Repression in Nicaragua: Doppelte Kriminalisierung – taz.de
Am 15. Februar wurde uns, 94 nicaraguanischen Staatsbürgern, von dem Regime Daniel Ortegas und seiner Ehefrau Rosario Murillo die Staatsbürgerschaft entzogen. Es war ein illegaler, verfassungswidriger Akt, der zudem internationale Abkommen verletzt, denen Nicaragua beigetreten ist.
Auf der Liste der 94 sind 11 Journalisten, Chefredakteure im Exil von Medien wie Confidencial, 100% Noticias, Artículo 66, Nicaragua Investiga, Radio Darío, Divergentes, Café con Voz und anderen.
Im Jahr 2023 ist das Exil längst keine vorübergehende Notsituation mehr, sondern eine ständige Bedingung. Aus dem Exil begegnen wir der Herausforderung, unsere Quellen und Mitarbeiter zu schützen und weiter Qualitätsjournalismus zu betreiben, trotz politischer Polarisation und Desinformation. Wir stellen uns auch der Aufgabe, nachhaltig zu wirtschaften und über Spenden und Zuwendungen internationaler Stiftungen und Institutionen, Beiträge unserer Leser und Werbeanzeigen neue Finanzierungsmodelle für unabhängigen Journalismus zu entwickeln.
Der Zusammenbruch des Rechtsstaats in Nicaragua ist auch ein Spiegel Zentralamerikas, wo die Presse durch autoritäre Tendenzen auch in El Salvador, Guatemala und Honduras bedroht ist.
Carlos Fernando Chamorro leitete bis 1994 die sandinistische Parteizeitung Barricada. Nach Differenzen mit der Führung um Daniel Ortega wurde er gefeuert und gründete 1996 die Website Confidencial. Seit Mitte 2021 ist er im Exil in Costa Rica.
Aus dem Spanischen von Bernd Pickert