Die Zensur durchbrechen – Lateinamerika Nachrichten April 2025 – von Elisabeth Erdmann
Nicaragua feiert am 1. März den Nationalen Journalistentag, doch die unabhängige Presse ist längst außer Landes geflohen. Sieben Jahre Unterdrückung der Pressefreiheit haben eine lebendige und vielfältige Medienlandschaft in eine mediale Wüste verwandelt. Die Verfolgung des unabhängigen Journalismus ließ Medienschaffenden nur die Wahl zwischen Gefängnis oder Flucht ins Exil. Die Nichtregierungsorganisation Colectivo Nicaragua Nunca Más (Kollektiv Nicaragua Nie Wieder) startete am 1. März unter dem Motto „Die Wahrheit kann weder verbannt noch zum Schweigen gebracht werden“ eine einmonatige Medienkampagne, um auf die prekäre Lage des nicaraguanischen Exil-Journalismus aufmerksam zu machen und Solidarität zu stärken.
„An diesem Tag erinnern wir an die sieben Jahre, in denen der nicaraguanische Journalismus den Angriffen der Diktatur tapfer standgehalten und weiter informiert hat“, erklärte hierzu das Colectivo Nicaragua Nunca Más (Kollektiv Nicaragua Nie Wieder), das sich im Exil in Costa Rica befindet (siehe LN 586).
……….
In den achtzehn Jahren seiner Amtszeit hat Ortega mindestens 61 Medien, Zeitungen, Radiosender, Fernsehkanäle und digitale Medien geschlossen, teils durch Entzug ihrer Betriebslizenzen, teils durch wirtschaftliche Erstickung, schließlich durch die Beschlagnahmung ihrer Einrichtungen und ihres Betriebskapitals und fallweise mit roher Gewalt durch Polizei und Militär. Die vorläufige Bilanz: 15 Journalistinnen, Medienmitarbeiterinnen und Führungskräfte wurden verhaftet, an die 300 Journalistinnen ins Exil gezwungen und annähernd 25 Journalistinnen und Medienschaffenden wurde die Staatsbürgerschaft entzogen.
Was die Rezeption angeht, zeigen die von den vier Medienvertreterinnen vorgelegten Daten, dass 67 Prozent des Publikums von Nicaragua Investiga sich innerhalb des Landes befinden; 60 Prozent derjenigen, die La Prensa und 100%Noticias nutzen, leben ebenfalls in Nicaragua sowie 50 Prozent derjenigen, die ihre Informationen über CONFIDENCIAL beziehen. Die übrigen Nutzerinnen sind über die Zufluchtsländer Costa Rica, Mexiko, Panama, Spanien, die USA und andere mittel- und lateinamerikanische Länder und Europa verteilt.