Die Palmöl-Nachfrage ist weltweit weiterhin hoch – Deutschland importierte 2023 über 325.000 Tonnen Palmöl. Guatemala, Costa Rica und Malaysia führten die Liste der wichtigsten Palmöl-Exportländer an. Mit fast 100.000 Tonnen pro Jahr beträgt der Anteil von guatemaltekischem Palmöl 2023 mehr als das Doppelte des Anteils aus Malaysia, dem bisherigen Top-Lieferanten. Diese Entwicklung ist besorgniserregend, da die Palmöllieferketten mit schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden verbunden sind, wie der im Februar 2024 veröffentlichte Palmöl-Report der Romero Initiative (CIR) zeigt. „In anderen Ländern ist Palmöl vielleicht ein gutes Produkt, weil damit viel Geld verdient wird. Aber hier, wo Palmöl gewonnen wird, schadet es uns sehr. Hier, wo es angebaut wird,
bringt es die Leute um“, sagt E. K., Anwohnerin aus Quiché, Guatemala, im Palmöl-Report 2024 der CIR Initiative Romero. Auch wenn die hohen sozialen und ökologischen Kosten des monokulturellen Anbaus mittlerweile kein Geheimnis mehr sind, findet kaum ein Umdenken statt. In jedem zweiten Supermarktprodukt findet sich Palmöl – von Streichfetten bis zu Süßwaren. Die Nachfrage nach Palmöl bleibt somit auf einem konstanten Hoch. Im Palmöl-Report wird aufgedeckt, dass die Unternehmen NaturAceites und Industria Chiquibul in Guatemala für Umweltvergehen wie die Verschmutzung von Seen und Flüssen, die Erschöpfung natürlicher Wasserressourcen, die Rodung von Wäldern sowie gewaltsame Vertreibungen lokaler Gemeinschaften und menschenrechtswidrige Arbeitsbedingungen auf den Plantagen verantwortlich sind. Das belastete Palmöl gelangt bis in die Supermarktregale in Deutschland: Anhand der zugänglichen Mühlenlisten wurde nachgewiesen, dass sich dieses Palmöl in den Produkten der großen Supermärkte Rewe, Edeka, Lidl und Aldi sowie 20 weiterer Unternehmen in Deutschland befindet.
Das Lieferkettengesetz bietet Chancen für Veränderungen
Unternehmen sind durch das geltende deutsche Lieferkettengesetz dazu verpflichtet, ihre Zulieferbetriebe zu überprüfen, und müssen bei Nichteinhaltung der Sorgfaltspflichten mit Sanktionen rechnen. Zahlreiche in Deutschland ansässige Unternehmen wurden kontaktiert und auf die Probleme in ihren Lieferketten hingewiesen. Einige haben von sich aus Untersuchungen angestoßen und selbst die Brancheninitiative RSPO („Roundtable on Sustainable Palm Oil“) hat reagiert: Dem Palmöl von NaturAceites wurde das RSPO-Nachhaltigkeitszertifikat entzogen. Größere Unternehmen entwickeln derweil Abhilfepläne oder haben die Lieferbeziehung mit den fraglichen Produzenten ausgesetzt. Für die lokalen Gemeinschaften in Guatemala kam es dadurch jedoch leider noch nicht zu Verbesserungen – Zusagen von Unternehmen haben sich bisher als leere Versprechen erwiesen. Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen vor Ort wird die CIR sich deswegen weiterhin gegen Menschenrechtsverletzungen und für faire Lieferbeziehungen einsetzen!
Zwar ist Guatemala Deutschlands bedeutendster mittelamerikanischer Palmöl-Lieferant, aber auch im Nachbarland Honduras boomt der Anbau von Ölpalmen. Dort wird dem Konzern Corporación DINANT Gewalt gegen
Kleinbäuerinnen und -bauern vorgeworfen und der CEO steht im Verdacht, Beziehungen zu einer bewaffneten
kriminellen Organisation zu unterhalten.
Die Forderungen an alle Unternehmen:
Reduzieren Sie langfristig Palmölimporte:Gehen Sie kritisch mit Zertifizierungen um:
Schaffen Sie Transparenz in der Lieferkette:
Es sollten ausschließlich Zertifizierungsmodelle genutzt werden, die eine vollständige physische Rückverfolgbarkeit des Palmöls gewährleisten. Ein No-Go ist die Verweigerung von Auskünften über konkrete Zulieferer.