Mit diesem Nachruf nehmen wir Abschied von einer außergewöhnlichen Frau, mit der uns seit 1987 eine lange Geschichte in der Solidaritätsbewegung mit Nicaragua verbindet. Brigitte war hartnäckig, kämpferisch und zugleich einfühlsam und wird sowohl in der nicaraguanischen Frauenbewegung wie auch in der Solidaritätsarbeit in Deutschland eine große Lücke hinterlassen.
In Nicaragua brachte sie den Ansatz von „Wildwasser“ zur Aufarbeitung sexuellen Mißbrauchs in die Frauenbewegung und die psychologische Ausbildung ein, den sie in Berlin im Heilungsprozess ihrer eigenen Traumata erprobt hatte.
Mit anderen Betroffenen gründete sie in Nicaragua den Verein „Aguas bravas“, der mit seiner Arbeit die Methoden der Selbsthilfe unter Opfern von Gewalt und Missbrauch bekannt machte und vielen Menschen, vor allem Frauen, half, das erfahrene Leid zu lindern oder gar zu heilen.
Brigitte kam zum ersten Mal mit einer Baubrigade der Mittelamerikasolidarität (MAS) aus Berlin nach Nicaragua. 1986 hatte die Gruppe ein Projekt der „Fundación Augusto César Sandino“, die damals die Solidaritätsprojekte versuchte zu koordinieren, für den Aufbau einer Produktionshalle für die Frauen – Nähkooperative „Julia de Pomares“ in Managua übernommen. Es wurden Spenden gesammelt, mit Brigadengruppen die Halle aufgebaut und schliesslich begann Brigitte dort im administrativen Bereich zu arbeiten und verkaufte über Jahre die Produkte der Kooperative u.a. nach Deutschland.
So wurde Nicaragua ihre zweite Heimat und Brigitte brach irgendwann ihre Zelte in Berlin ab und stellte sich vor, den Rest ihres Lebens in Nicaragua zu verbringen.
Aber wie so viele Menschen, die für ein besseres Nicaragua gelebt und gearbeitet hatten, sah sich Brigitte nach den Repressionen von 2018 gezwungen, das Land zu verlassen und kehrte mit ihrer Lebensgefährtin nach Berlin zurück, schweren Herzens.
Dort war sie nach wie vor unermüdlich aktiv in der Berliner Soli-Gruppe für Nicaragua, organisierte Veranstaltungen und unterstützte die Gruppe „Las Marimbas“, eine Gruppe exilierter nicaraguanischer Frauen in Berlin bei ihrer Integration in das raue Klima Deutschlands. Sie war für alle immer als Ansprechpartnerin da, sammelte Spenden und initiierte Protestaktionen, wie zum Beispiel zum „Dia de las Madres“ am Brandenburger Tor mit Blumen für die unzähligen Opfer der Repression des Ortega-Murillo Regimes.
Die Solidaritätsbewegung in Deutschland und sehr sehr viele Menschen in Nicaragua werden Brigitte und ihre unermüdlichen Aktionen und Beiträge sehr vermissen. „In unseren Herzen wirst Du weiterleben, Brigitte.“
Wer noch mehr Einzelheiten über Brigittes Leben wissen möchte, sei auf das Porträt der Christlichen Initiative Romero 2018 und den Nachruf von Wildwasser e.V Berlin mit virtuellem Kondolenzbuch verwiesen.
Der Weg findet sich beim Gehen – Porträt: Brigitte Hauschild